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Kinder- und Jugendärzt*innen spielen bei der Stillförderung eine entscheidende Rolle. Mit der Selbstauskunft lässt sich im Selbsttest feststellen, inwieweit die eigene Praxis bereits stillfreundlich ist und wo es noch Verbesserungspotenzial gibt.

Ein Baby sitzt auf dem Schoß der Mutter. Eine Kinderärztin untersucht das Baby mit einem Stethoskop.
stock.adobe.com/ Rawpixel.com

Stillen ist die natürliche Ernährung von Säuglingen. Sowohl auf das Kind als auch die Mutter wirkt es sich positiv aus. Frauen, die ihr Kind stillen, weisen im Vergleich zu nicht-stillenden Frauen ein geringeres Risiko für die Entwicklung von Typ-2-Diabetes, Brust- und Eierstockkrebs auf. Gestillte Kinder erkranken im ersten Lebensjahr seltener an Durchfall- und Atemwegserkrankungen sowie Mittelohrentzündungen. Auch langfristig gesehen sind ehemals gestillte Säuglinge im späteren Kindes- und Erwachsenenalter seltener übergewichtig und entwickeln seltener einen Typ-2-Diabetes im Vergleich zu nicht gestillten Kindern.

Die stärksten positiven Effekte werden beobachtet, wenn das Kind nur Muttermilch erhält. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt daher, Kinder in den ersten sechs Monaten ausschließlich zu stillen. Die derzeitige Handlungsempfehlung in Deutschland sieht vor, in den ersten sechs Monaten ausschließlich zu stillen, mindestens jedoch vier Monate. Die Realität sieht jedoch anders aus: Obwohl neun von zehn Schwangeren ihr Kind stillen möchten, werden in Deutschland nur 40 Prozent der Säuglinge mindestens vier Monate lang ausschließlich gestillt.

Ziel der stillfreundlichen Praxis

Stillfreundliche Kinder- und Jugendarztpraxen tragen dazu bei, Frauen mit Stillwunsch zu unterstützen. Es geht nicht darum, Mütter zum Stillen zu drängen. 

Frühzeitige und ausreichende Stillberatung sowie praktische Unterstützung helfen Frauen beim Stillen. Kinder- und Jugendärzte spielen hier eine entscheidende Rolle, da sie wichtige Ansprechpersonen für die Eltern sind. Über die Kinderfrüherkennungsuntersuchungen erreichen sie nahezu alle Säuglinge und ihre Mütter. Ärztinnen und Ärzte genießen ein hohes Vertrauen bei Eltern und können durch ihre Haltung zum Thema Stillen Entscheidungen der Mutter beeinflussen. Indem sie Frauen auf lokale Stillberatungsangebote hinweisen, leisten sie einen wertvollen Beitrag zur Stillförderung und damit auch zur Prävention von Krankheiten.

Ist auch die Praxis stillfreundlich gestaltet, kann das Frauen in ihrer Stillentscheidung unterstützen. Dies ist durch die Gestaltung der Räume möglich, beispielsweise durch gekennzeichnete (abgetrennte) Sitzbereiche zum Stillen. Auch ein werbefreies Umfeld kann einen Beitrag leisten, denn Produktproben oder Werbegeschenke suggerieren den Eltern eine Empfehlung für die Verwendung dieser Produkte. Die Werbung für Muttermilchersatzprodukte ist gesetzlich streng reglementiert.

Darüber hinaus kann eine gute Zusammenarbeit mit Hebammen, Stillberaterinnen und Gynäkolog*innen die Versorgung der Familien optimal unterstützen. Bei Stillproblemen ist eine Vernetzung in der Region mit Weiterleitung an Stillfachleute oder Stillambulanzen äußerst hilfreich. Fortbildungen zum Stillen für das Praxisteam ermöglichen die Beantwortung mancher alltäglicher Fragen.

Merkmale einer stillfreundlichen Praxis

  • aktuelle und werbefreie Informationen zum Thema Stillen und Säuglingsernährung
  • keine Auslage von Proben oder Werbung von Herstellern oder Händlern von Säuglingsnahrung
  • Angebot oder Vermittlung von qualifizierter Stillberatung und Stillgruppen
  • geeignete Stillmöglichkeiten in den Praxisräumen
  • Nutzung der Früherkennungsuntersuchungen im Säuglingsalter zur Stillförderung
  • Qualifizierung von Praxismitarbeitenden zum Thema Stillen
  • Kenntnis und Umsetzung der Gesetzgebung zu Mutterschutz und Stillförderung
  • Beteiligung der Praxis an interdisziplinärer Zusammenarbeit
     

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BLE/ Netzwerk Gesund ins Leben

kostenlos

Stillfreundliche kinder- und jugendärztliche Praxis Selbstauskunft

Mit der Selbstauskunft und der dazugehörigen Checkliste der Nationalen Stillkommission lässt sich im Selbsttest feststellen, inwieweit die eigene Praxis bereits stillfreundlich ist und wo es noch Verbesserungspotenzial gibt. Die Selbstauskunft hat das Netzwerk Gesund ins Leben gemeinsam mit der Nationalen Stillkommission und dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärzt*innen erarbeitet.

Selbstauskunft herunterladen (PDF-Download)

Checkliste der Nationalen Stillkommission herunterladen (PDF-Download)

Weitere Informationen

  • Sonderheft Pädiatrie 01/2023 (Kostenpflichtig abrufbar)
  • Kauth T, Reich-Schottky U. Stillförderung in der kinder- und jugendärztlichen Praxis. Kinder- und Jugendarzt 48 (10), 657-659, 2017

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