In der gesamten Stillzeit passt sich die Milchmenge dem Bedarf des Kindes an. Je mehr Milch aus der Brust getrunken wird, umso mehr Milch wird gebildet. Wird weniger Milch aus der Brust getrunken, geht die Milchmenge zurück. Damit dieses Zusammenspiel funktioniert, muss das Baby trinken dürfen, sobald und solange es möchte.
Babys zeigen, wenn sie hungrig und satt sind

Ich möchte an die Brust!
Ein gesundes Kind zeigt, wann es hungrig ist. Auf der Suche nach Muttermilch öffnet das Baby seinen Mund und bewegt den Kopf hin und her. Es streckt die Zunge heraus, leckt an den Lippen und saugt manchmal auch an den Fingern. Hungrige Babys sind unruhig, bewegen oft auch Arme und Beine und führen die Hände in Richtung Mund. Vielleicht schmatzt das Kind auch oder seine Hand ist zum Fäustchen geballt. Schreien ist ein spätes Hungersignal. Je besser Mutter und Kind sich kennen, desto einfacher wird es, auch schon die ersten Hungersignale zu erkennen und das Kind dann zu stillen. Frühes Stillen kann auch das Anlegen erleichtern.
Ich bin satt!
Ist das Baby satt, wird es immer langsamer trinken und dann aufhören. Es gibt die Brustwarze frei und dreht vielleicht den Kopf weg. Der Mund ist feucht, Körper und Hände sind entspannt.
Wenn das Baby korrekt angelegt ist und effektiv trinkt, wird genug Milch aus der Brust entnommen und die Milchbildung gut angeregt. Wer hier unsicher ist, kann eine Hebamme oder qualifizierte Stillberaterin um Rat fragen. Gemeinsam mit der Stillexpertin können Eltern herausfinden, ob und wie sie ihr Kind beim Trinken unterstützen können, zum Beispiel durch ein etwas anderes Anlegen. Wenn das Baby neben dem Stillen Flaschennahrung bekommt, wird die Milchbildung weniger angeregt. Maßnahmen wie Abpumpen können dann helfen, die Milchbildung aufrechtzuerhalten.
Einige Fakten rund um die Milchbildung
- Von Anfang an ist Milch für das Baby da
Bereits ab der 16. Schwangerschaftswoche bildet die Brust die erste Milch, das Kolostrum. Bei der Geburt ist damit schon Nahrung für das Kind da, selbst wenn es vor dem berechneten Geburtstermin zur Welt kommt. In den ersten Tagen bildet die Brust gerade einmal einige Esslöffel Kolostrum pro Tag. In dieser kleinen Menge ist aber alles drin, was das Kind braucht. Die erste Milch ist besonders vollgepackt mit Nährstoffen und Immunstoffen. Das macht sie gelb und dickflüssig.
- Kleine Mengen für einen kleinen Magen
Bei der Geburt ist der Magen eines Kindes winzig, gerade einmal so groß wie eine Kirsche. Das Baby trinkt häufig, weil pro Mahlzeit nur eine kleine Menge Milch in den Magen passt und nicht etwa, weil die Milch nicht reicht.

- Die Milchbildung verändert sich in den ersten Tagen
Häufiges Trinken an der Brust hat in den ersten Tagen noch einen anderen Zweck. Es führt dazu, dass die Brust nach dem Kolostrum bald reichlicher von der reifen Muttermilch bilden kann. Durch das häufige Saugen in dieser Zeit wird das milchbildende Hormon Prolaktin ausgeschüttet und die Milchbildung aufgebaut. Häufiges Stillen in den ersten Tagen ist also ein wichtiger Beitrag für die Milchbildung in der gesamten Stillzeit.
Etwa am 2. bis 4. Tag nach der Geburt beginnt die Brust, vermehrt Muttermilch zu bilden. Manchmal wird das als „Milcheinschuss“ bezeichnet, einem verwirrenden Begriff, weil ja bereits davor Muttermilch da ist. Oft möchte das Kind jetzt sehr häufig an die Brust, gerade auch abends und nachts.
- Phasen mit häufigem Anlegen haben einen Zweck
Solche Phasen, in denen das Baby gefühlt ständig trinken möchte, heißen Clusterfeeding. Das kommt aus dem Englischen und bedeutet etwa Mahlzeitenhäufung. Es kann auch in der weiteren Stillzeit immer wieder vorkommen, dass das Baby sehr oft an die Brust will. Das Baby sorgt dann durch häufiges Saugen dafür, dass die Brust mehr Milch bildet. Das tut es zum Beispiel auch, wenn es bei einem Entwicklungsschub mehr Milch benötigt. Clusterfeeding kann für die Mutter sehr anstrengend und nervenaufreibend sein. Nach 1 bis 2 Tagen geht es meist wieder vorbei.
- Tatsächlich zu wenig Milch ist sehr selten
Wie viel Milch gebildet wird, ist von Frau zu Frau verschieden. Ganz selten bildet der Körper aus medizinischen Gründen nicht genug Milch, möglicherweise nach einer Brustoperation oder bei einem gestörten Hormonhaushalt. Oder das Baby wird nicht optimal angelegt und die Milchbildung deshalb nicht genügend angeregt. Zu beidem kann die Stillberaterin oder Hebamme gut beraten.
Anhaltspunkte, dass ein Baby genug Milch bekommt
- Es ist allgemein lebhaft und aufmerksam,
- nach dem Stillen meist zufrieden (wobei satte Babys auch mal unruhig sein können)
- wird häufig gestillt,
- hat mindestens 6 nasse Windeln am Tag (nach Beginn der reichlichen Milchbildung),
- mit hellem, dünnen Urin,
- hat regelmäßig Stuhlgang
- und es wächst und gedeiht.
Fachkräfte können auch aus dem Muskeltonus und der Hautspannung des Babys Rückschlüsse ziehen.
Wichtig zu wissen: Nach der Geburt ist es normal, dass das Neugeborene erst einmal an Gewicht verliert. Nach 10 bis spätestens 14 Tagen sollte das Geburtsgewicht wieder erreicht werden. Hebamme oder Kinderärzt*in kontrollieren regelmäßig die Gewichtszunahme sowie das Längen- und Kopfwachstum des Kindes. Damit haben sie die Entwicklung des Kindes zusätzlich gut im Blick.
Unterstützung für alle Fragen
Bei allen Fragen zum Stillen helfen Hebammen und Stillberater*innen gerne weiter. Kompetente Ansprechpartner*innen vor Ort, telefonisch oder online lassen sich hier finden.