Empfehlungen
- Häufigkeit und Dauer des Stillens sollten vom kindlichen Bedarf bestimmt werden.
- In besonderen Situationen kann es notwendig sein, das Kind zu einer Stillmahlzeit zu wecken.
Grundlagen der Empfehlungen
Das Stillen nach Bedarf wird von Fachkommissionen und -institutionen empfohlen [71, 99, 164]. Es bildet die Basis für eine positive Stillbeziehung und damit für erfolgreiches Stillen [231, 232]. Der Hinweis auf besondere Situationen, z. B. starke Schläfrigkeit in der ersten Lebenswoche, geringe Gewichtszunahme, Trinkschwäche oder Gelbsucht (Hyperbilirubinämie, Ikterus), in denen das Kind geweckt werden sollte, entspricht den Empfehlungen von Fachkommissionen und -institutionen [71, 232].
Hintergrundinformationen
Randomisierte Studien, die den Nutzen von bedarfsangepasstem Stillverhalten im Hinblick auf den Stillerfolg belegen, liegen nicht vor. Ihre Durchführung wäre aus ethischen Gründen zudem problematisch. Dennoch plädieren auch die Autor*innen einer Cochrane-Übersichtsarbeit dafür, die aktuellen Empfehlungen zum Stillen nach Bedarf nicht zu verändern [92].
Das Stillen unterliegt individuellen Bedingungen, sodass jedes Mutter-Kind- Paar seinen eigenen bedarfsgerechten Rhythmus finden und verfolgen sollte. Dabei kann die aufgenommene Milchmenge pro Mahlzeit über den Tag sehr unterschiedlich sein [128] und auch in Abhängigkeit vom Körpergewicht des Kindes variieren [93].
Beim Stillen nach Bedarf werden sowohl die Frequenz als auch die Dauer der einzelnen Stillmahlzeiten durch das Baby bestimmt. Zu Beginn ist häufigeres Anlegen bzw. Stillen notwendig, um die Milchbildung anzuregen. In den ersten 7 Tagen ist es nicht ungewöhnlich, dass der Säugling alle 1 bis 3 h gestillt werden möchte. Mehr als 4 h Abstand sollten in der ersten Woche nicht zwischen 2 Stillmahlzeiten liegen, bis die Milchproduktion in Gang gekommen ist bzw. sich stabilisiert hat. Der Säugling sollte nach diesem Zeitabstand ggf. sanft geweckt werden, was nach Absprache mit der Kinder- und Jugendärztin/dem Kinder- und Jugendarzt oder der Hebamme auch bei geringer Gewichtszunahme, TrinkschwächeoderGelbsucht (Hyperbilirubinämie, Ikterus) notwendig sein kann [71]. Später ergeben sich meist 8 bis 12 Stillmahlzeiten in 24 h. Auch längere Intervalle zwischen den Mahlzeiten können sich einstellen [232].
Umgang mit abgepumpter Muttermilch
Wenn das Kind nicht an der Brust gestillt werden kann, kann es mit abgepumpter Milch der eigenen Mutter (aus der Flasche, aus dem Becher oder vom Löffel) ernährt werden. Dabei sind hygienische Vorsichtsmaßnahmen sowohl beim Abpumpen, Aufbewahren und Erwärmen der Milch als auch bei der Reinigung von Pumpe und Flaschen zu beachten. Das BfR hat zusammen mit der Nationalen Stillkommission entsprechende Merkblätter für Eltern sowie für Kindertageseinrichtungen und Tagespflege erstellt [31, 32].