Empfehlung
- Kleinkinder sollten regelmäßig zu den Mahlzeiten und auch zwischendurch Wasser (oder andere ungesüßte/zuckerfreie Getränke) aus Tasse oder Becher trinken.
Grundlagen der Empfehlung
Der Empfehlung liegt der D-A-CH-Referenzwert zur Zufuhr von Wasser in Form von Getränken zugrunde [60]. Wasser (oder andere ungesüßte/zuckerfreie Getränke) anstelle von süßen Getränken zu trinken, wird von nationalen und internationalen Fachgesellschaften empfohlen [59, 70, 73]. Der Konsum von zuckerhaltigen Getränken führt zu unerwünschten zusätzlichen Energieaufnahmen und kann eine erhöhte Gesamtenergiezufuhr begünstigen. Studien zeigen, dass der Konsum von zuckerhaltigen Getränken im Kindesalter mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung von Übergewicht [31, 79, 123, 199, 208] und Karies [73, 206] assoziiert ist.
Hintergrundinformationen
Der Wasserbedarf liegt bei Kleinkindern bezogen auf das Körpergewicht höher als bei Erwachsenen [60]. Die D-A-CH-Gesellschaften für Ernährung geben für Kinder von ein bis unter vier Jahren als Richtwert 820 ml Wasser durch Getränke pro Tag an [60]. Bei stärkerer körperlicher Aktivität und hohen Umgebungstemperaturen steigt der Wasserbedarf.
Eine Verzehrerhebung aus dem Jahr 2008 ergab, dass Kleinkinder durchschnittlich etwa 400 ml Getränke (ohne Milch) zu sich nehmen, wobei der Anteil der zuckerhaltigen Getränke mit dem Alter zunimmt [93]. Kinder aus Familien mit Migrationshintergrund weisen einen mengenmäßig höheren Verzehr von zuckerhaltigen Erfrischungsgetränken auf als Kinder aus Familien ohne Migrationshintergrund [169]. Der positive Zusammenhang zwischen dem Verzehr zuckergesüßter Getränke und einer höheren Gewichtszunahme im Kindesalter ist in Studien belegt [31, 79, 122, 199]. Dies zeigt sich – wenn auch bei begrenzterer Datenlage – ebenfalls für Fruchtsaftkonsum im frühen Kindesalter [16]. Untersuchungen zeigen zudem, dass ein höherer Konsum von Fruchtsaft und zuckergesüßten Getränken bei Kleinkindern mit einer geringeren Zufuhr von Mikronährstoffen sowie insgesamt mit einer ungünstigeren Ernährungsqualität assoziiert sind [125].
Zucker und zuckerhaltige Getränke erhöhen auch das Risiko für Karies [151]. Säuren in Getränken, wie Limonade, Früchtetee, Fruchtsaft oder auch in Quetschies und Smoothies können zu erosiven Schädigungen des Zahnschmelzes führen [151, 170]. Vor allem das Dauernuckeln von zucker- oder säurehaltigen Getränken, Fruchtpürees oder Milchgetränken (z. B. aus Babyflaschen, Flaschen mit Ziehverschluss oder aus Quetschbeuteln) und die Flasche „zum Einschlafen“ gefährden die Zähne. Erhalten Kinder zuckerhaltige Getränke häufig aus der Baby- oder Trinkflasche, nuckeln sie über einen längeren Zeitraum daran oder wird dem Kind die Flasche zum Nuckeln überlassen, dann können extreme kariöse Zahnschäden entstehen [207]. Die Babyflasche als Einschlafhilfe und zur Beruhigung kann zudem die Entwicklung der kindlichen Selbstregulationsfähigkeiten stören [144] (siehe Abschnitt Essen lernen im Kleinkindalter, Beachtung von Hunger und Sättigung). Daher ist es wichtig und sinnvoll, dass Kinder ab dem Alter von etwa neun Monaten das Trinken aus einem Becher oder einer Tasse lernen. Gläser sind anfangs weniger geeignet, da sie zerbrechen und das Kind verletzen können.
Fruchtsäfte (z. B. Apfel-, Birnen- oder Traubensaft) enthalten reichlich Fruktose (Fruchtzucker). Werden sie in größeren Mengen konsumiert, kann die individuelle Resorptionskapazität für Fruktose im Dünndarm überschritten werden (siehe Abschnitt Nahrungsmittelunverträglichkeiten im Kleinkindalter).
In Kräutertees kommen 1,2-ungesättigte Pyrrolizidinalkaloide in unterschiedlichen Mengen vor. Um die Aufnahme zu minimieren, wird empfohlen, bevorzugt Wasser und nicht ausschließlich Kräutertees zu trinken sowie die Sorten abzuwechseln [33, 35].
Getränke mit Süßstoffen und/oder Zuckeraustauschstoffen liefern keine oder weniger Kalorien als zuckergesüßte Getränke. Eine Expertengruppe der American Heart Association rät jedoch aufgrund der begrenzten Datenlage von einem längerfristigen Konsum im Kindesalter ab und empfiehlt stattdessen, Wasser und andere nicht gesüßte Getränke zu verwenden [102]. Koffeinhaltige Getränke, Energydrinks oder alkoholische Getränke sollen Kinder nicht konsumieren.