Empfehlungen
- Kleinkinder sollten ihre Mahlzeiten in einem regelmäßigen Rhythmus bekommen (z. B. 3 Hauptmahlzeiten und 2 kleinere Zwischenmahlzeiten). Mahlzeiten wechseln sich mit essensfreien Zeiten ab.
- In den Essenspausen zwischen den Mahlzeiten (z. B. für 2–3 h) sollten weder Snacks, zuckerhaltige Getränke noch Milch angeboten werden. Wasser kann und sollte das Kind zu jeder Zeit zu sich nehmen können.
- Mahlzeiten in Gemeinschaft und mit genügend Zeit und Ruhe (ohne Ablenkung z. B. durch laufendes Fernsehgerät) sind wünschenswert. Es ist anzustreben, dass die Familie mindestens einmal am Tag gemeinsam isst.
- Eine freundliche Atmosphäre bei den Mahlzeiten macht das Essen zu einem positiven Erlebnis.
- Eltern sollten ihrem Kind ermöglichen, selbstständig zu essen sowie aktiv an den Mahlzeiten teilzunehmen, und es darin unterstützen.
Hintergrund
Die Familie bzw. das Umfeld, in dem das Kind aufwächst, bildet den ersten und wichtigsten sozialen Rahmen beim Essenlernen [1]. Kleinkinder übernehmen familiäre Rituale und Gewohnheiten sowie kulturelle Regeln und Praktiken beim Essen und gestalten diese zugleich aktiv mit.
Regelmäßige Mahlzeiten, die eindeutig begonnen und beendet werden, strukturieren den Tag. Das Kind erfährt, dass sich Zeiten zum Essen und Zeiten für andere Aktivitäten, wie Spiel, Bewegung etc., abwechseln. Es lernt, dass nicht jedes Essbedürfnis sofort befriedigt werden muss und dass es zugunsten der (gemeinsamen) Mahlzeiten aufgeschoben werden kann. Die Dauer der Mahlzeiten ist unterschiedlich. Für das Kind ist es ein wichtiger Lernprozess, bei Mahlzeiten sitzen zu bleiben und sich für das Essen und Sattwerden Zeit zu nehmen. Im Schnitt dauern Mittag- und Abendessen in Deutschland 20 min [2]. Länger als 30 min sollte eine Hauptmahlzeit für Kleinkinder nicht dauern [3].
Anzahl, Rhythmus und Art der täglichen Mahlzeiten sind kulturell geprägt [4]. Ein Kleinkind kann mit ganz unterschiedlichen Mahlzeitenmustern gut versorgt werden. Wie viele Mahlzeiten es braucht, hängt von der benötigten Energie, der Menge, die es pro Mahlzeit isst, sowie von der Energiedichte der angebotenen Lebensmittel bzw. Speisen ab [5]. Studien zeigen ein höheres Übergewichtsrisiko, wenn weniger Mahlzeiten verzehrt werden [6], vor allem bei Jungen [7]. Die European Society for Paediatric Gastroenterology, Hepatology and Nutrition (ESPGHAN) hält mindestens 4 Mahlzeiten täglich für Kinder über 2 Jahre für an gebracht [8]. Hierzulande sind 3 Hauptmahlzeiten (morgens, mittags, abends) und 2 kleinere Zwischenmahlzeiten am Vor- und Nachmittag verbreitet. In der dazwischen liegenden essensfreien Zeit braucht das Kleinkind i.d.R. keine weiteren Speisen. Auch energiereiche Getränke sind zu meiden (s. hierzu Getränke im Kleinkindalter).
Gemeinsam essen ist ein wichtiger Teil des Familienlebens. Eine angenehme soziale Atmosphäre fördert nicht nur die Kommunikation [9], sie wirkt auch als positiver Verstärker für die Ausprägung von Lebensmittelpräferenzen und Essgewohnheiten [10, 11, 12]. Eine Metaanalyse zeigt, dass Kinder und Jugendliche (2,8–17,3 Jahre) mit mehr Familienmahlzeiten in der Woche häufiger ein empfehlenswertes Essverhalten und ein Gewicht im Normalbereich zeigen als jene, die nur selten in Gemeinschaft mit der Familie essen [13].
Essen lernen heißt auch, Fertigkeiten im Umgang mit Besteck, Geschirr und Trinkgefäßen zu entwickeln. Wann genau das Kind jedoch welche feinmotorischen Kompetenzen besitzt, ist individuell sehr unterschiedlich. Eine Befragung von Müttern ergab: Manche Kleinkinder können schon mit 11 Monaten Pudding mit dem Löffel nehmen und in den Mund bringen, andere erst im Alter von 2 Jahren [14, 15]. Kleinere Gabeln und Löffel können beim Erlernen des selbstständigen Essens hilfreich sein. Spezielle Esslernbestecke (z. B. Schieber, spezielle Trinklernbecher) sind nicht notwendig, wohl aber eine gewisse Toleranz, denn ohne Kleckern geht das „Üben“ nicht.