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Drei Gläschen mit Brei
seralex/Fotolia.com

Empfehlungen

  • Als Erstes sollte ein Brei mit Gemüse, Kartoffeln und Fleisch oder Fisch gegeben werden. Jeweils etwa einen Monat später werden zusätzlich ein Milch-Getreide-Brei und ein Getreide-Obst-Brei empfohlen.
  • Es sollte eine Variation der verwendeten Beikostzutaten erfolgen (z. B. verschiedene Gemüse- und Obstarten, ein- bis 2-mal/Woche [auch fettreicher] Fisch anstelle von Fleisch).
  • Diese Empfehlungen gelten auch für Kinder mit erhöhtem Allergierisiko. Das Vermeiden oder eine spätere Einführung von Lebensmitteln, die besonders häufig Allergien auslösen, bietet keinen Schutz vor Allergien.
  • Beikost für den Säugling kann selbst gekocht oder fertig gekauft werden.
  • Bei der Auswahl der Fertigprodukte sind folgende Kriterien hilfreich:
  • Produkte mit Lebensmittelzutaten, die den Empfehlungen für die Selbstzubereitung entsprechen, sollten bevorzugt werden.
  • Ein Zusatz von Salz und ein starker Süßgeschmack sollten vermieden werden.

Grundlage der Empfehlungen

Die vom FKE entwickelten, von der DGKJ [69, 96] unterstützten und gemeinsam weiterentwickelten lebensmittelbasierten Ernährungsempfehlungen für Säuglinge in Deutschland (sog. Ernährungsplan für das 1. Lebensjahr) stehen im Einklang mit Empfehlungen europäischer Fachgesellschaften und -institutionen [62, 78].

Hintergrundinformationen

Im „Ernährungsplan für das 1. Lebensjahr“ ist die Beikostabfolge so gewählt, dass zusammen mit Muttermilch bzw. Säuglings( milch)nahrung die Referenzwerte für die Energie- und Nährstoffzufuhr mit Ausnahme von Jod und Eisen weitgehend erreicht werden, wobei besonders die Zufuhr an Jod und bioverfügbarem Eisen beachtet werden sollte [4, 110]. Da die Eisenvorräte des Kindes nach 4- bis 6-monatiger Muttermilchernährung weitgehend erschöpft sind und der Eisenbedarf im 2. Lebenshalbjahr stark steigt, wird als Erstes ein Gemüse-Kartoffel- Fleisch-Brei empfohlen. Er enthält einen hohen Anteil an Hämeisen mit guter Bioverfügbarkeit [4, 69].

Fisch, auch fettreicher Fisch, sollte Bestandteil der Beikost sein und ein bis 2-mal in der Woche anstelle von Fleisch mit einem Gemüse-Kartoffel- Brei gegeben werden [69, 192]. Fettreiche Fische, wie Lachs oder Makrele, liefern die langkettigen ω3-Fettsäuren Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA). Fischverzehr fördert auch die Versorgung mit essenziellen Mineralstoffen wie Eisen, Zink und Jod (Meeresfisch). Aufgrund einer höheren Schadstoffbelastung sollten aber große Raubfische, wie Thunfisch oder Schwertfisch, gemieden werden [86]. Abwechslung der Breizutaten, v. a. bei Gemüse und Obst, und damit eine frühe Erfahrung mit einer Vielfalt von Geschmacksrichtungen waren in Studien mit besserer Akzeptanz von anderen neuen Lebensmitteln assoziiert [19, 150, 151].

Es gibt keine Belege für einen allergiepräventiven Effekt einer restriktiven Lebensmittelauswahl, weshalb potente Nahrungsmittelallergene nicht gemieden werden sollten [70, 192]. Der Verzehr von Meeresfisch mit der Beikost war in großen Kohortenstudien mit einer Risikominderung späterer Allergien assoziiert [6, 144]. Kartoffeln können durch Nudeln, Reis oder andere Getreidearten ersetzt werden. Der jetzige Kenntnisstand spricht dafür, dass der Zeitpunkt der Gluteneinführung das Risiko für eine Zöliakie nicht beeinflusst, ebenso wenig wie das Stillen zum Zeitpunkt der Einführung [70, 204, 225]. Eine spätere Einführung von glutenhaltigen Getreiden ist mit einer späteren Manifestation der Erkrankung, aber nicht mit einer verminderten Erkrankungshäufigkeit assoziiert [70]. In Beobachtungsstudien war eine frühe Einführung hoher Glutenmengen mit einer Risikoerhöhung für die Manifestation einer Zöliakie assoziiert [120, 179, 204], aber es fehlen dazu Daten aus kontrollierten Studien. Dennoch erscheint es angemessen, Gluten zunächst in kleinen Mengen (z. B. eine Nudel, ein Löffel Getreidebrei) einzuführen und dann die zugeführte Menge schrittweise zu steigern [70].

Entscheiden sich Eltern, ihr Kind vegetarisch zu ernähren, sollte der Gemüse-Kartoffel-Fleisch-Brei durch einen Gemüse-Kartoffel-Getreide-Brei ersetzt werden. Von ausschließlich veganer Säuglingsernährung (stillende Mutter ernährt sich vegan [s. Abschn. Ernährung der stillenden Mutter] und ohne tierische Lebensmittel wie Milch, Ei, Fleisch und Fisch in der Beikost) wird abgeraten, da das Risiko für einen Nährstoffmangel groß und damit die Gesundheit des Kindes gefährdet ist [48, 69, 78, 188]. Wenn Eltern dennoch einen Säugling vegan ernähren möchten, sollte das Kind dauerhaft angereicherte Lebensmittel bzw. ein Nährstoffsupplement mit Vitamin B12 und ggf. weitere kritische Nährstoffe (z.B. Jod, Eisen) erhalten. Zusätzlich sollten eine gezielte ärztliche Betreuung und eine Beratung durch eine qualifizierte Ernährungsfachkraft erfolgen [188]. Erhält ein vegan ernährter Säugling eine Säuglingsnahrung auf Sojaeiweißbasis (die mit essenziellen Nährstoffen angereichert ist), ist es vorteilhaft, wenn diese auch für den Getreidebrei verwendet wird.

Für Kinder mit erhöhtem Allergierisiko gelten die gleichen Empfehlungen zu den Zeitpunkten und der Auswahl der angebotenen Beikost wie für Kinder ohne erhöhtes Allergierisiko. Das Vermeiden oder eine spätere Einführung von Lebensmitteln wird nicht angeraten, da es keine belastbaren Anhaltspunkte für einen hierdurch erzielbaren Schutz vor Allergien gibt [70, 192]. In Beobachtungsstudien zeigten sich Assoziationen zwischen Zeitpunkt der Beikosteinführung und häufigeren Allergien [211]. Beobachtungsstudien können jedoch eine ursächliche Beziehung nicht beweisen, denn sie bergen das Risiko einer „inversen Kausalität“. Beschwerden durch frühe Allergiemanifestation können das mütterliche Verhalten beeinflussen und zu längerem ausschließlichen Stillen bzw. einer späteren Beikosteinführung führen [109, 194, 238]. Dagegen wirkten sich Stilldauer und Zeitpunkt der Beikosteinführung in der randomisierten Promotion of Breastfeeding Intervention Trial (PROBIT) nicht auf allergische Sensibilisierung, Ekzem und Asthma im Schulalter aus [142]. In einer randomisierten Studie hatte der Einführungszeitpunkt von 6 allergenen Lebensmitteln (zwischen 3 und 6 Monaten oder ab ca. 6 Monaten) keine signifikante Auswirkung auf die Häufigkeit von Nahrungsmittelallergien bei allen Kindern [178]. Berichtete Effekte bei einer Teilgruppe, die bei früher Einführung das Studienprotokoll erhielten, sind aufgrund einer offenbar eingetretenen Selektion mit hoher Ausscheidungsquote von Kindern mit frühen Unverträglichkeitszeichen nicht zweifelsfrei interpretierbar [70]. Insgesamt erscheinen Vorteile einer Beikosteinführung vor dem Beginn des 7. Lebensmonats für die Allergieprävention möglich, sie sind aber nicht nachgewiesen.

Sowohl mit selbst zubereiteten als auch mit fertig zu kaufenden Breien kann man Säuglinge gut ernähren. Wenn die Beikost selbst zubereitet und das Kind gestillt wird, kann jedoch die Jodzufuhr problematisch sein. Stillende Mütter sollten Jod supplementieren (s. Abschn. Medikamente und Nährstoffsupplemente in der Stillzeit), um den Jodgehalt ihrer Milch zu erhöhen [4, 5]. Darüber hinaus sollten Säuglinge, die ausschließlich selbst zubereitete Breie erhalten, etwa 50 μg Jod/Tag als Supplement erhalten [185]. Im Handel angebotene Getreidebreie für Säuglinge können den gesetzlichen Bestimmungen entsprechend mit Jod angereichert sein, was auf der Packung angegeben ist.

Die Variabilität der Zutaten und der Geschmackserfahrungen ist in kommerziellen Menüs, aber auch bei selbst gekochten Breien meist gering [111]. Daher sollten Eltern und Hersteller ermutigt werden, die Lebensmittel- und Geschmacksvielfalt der Beikost zu erhöhen. Ein Vorteil der Selbstzubereitung ist, dass Eltern über die Auswahl und die Zahl der Zutatenselbst entscheiden und so für eine größere geschmackliche Vielfalt sorgen können. Dabei sollte auf die Zugabe von Salz und Zucker verzichtet werden, um eine entsprechende Geschmacksprägung zu vermeiden. Frühe Geschmackserfahrungen können die Ausprägung von späteren Vorlieben, zu denen auch süß oder salzig gehören, beeinflussen und fördern [154]. Die Mahlzeiten sollten am besten frisch zubereitet werden; das Einfrieren des Gemüse-Kartoffel-Fleisch/Fisch- Breis ist möglich.

Beikostfertigprodukte erfüllen hohe gesetzliche Anforderungen, z. B. die Minimierung von Pestizidrückständen. Sie sparen Zeit und Arbeit. Bei der Auswahl sollten Produkte mit nur wenigen Lebensmittelzutaten (ähnlich wie in den empfohlenen Rezepten für die Selbstzubereitung) bevorzugt werden; ebenso Produkte ohneZugabe vonZucker, anderen Süßungsmitteln oder Salz. Von Trinkbreien und Trinkmahlzeiten wird abgeraten, u. a., weil sie eine hohe Energiedichte aufweisen können und die Flaschenfütterung von Nahrungen mit einer hohen Energiedichte das Risiko der Überfütterung erhöht [50]. Breie sollten vom Löffel gegessen werden.

Beim „baby-led weaning“ handelt es sich um eine Ernährungsform, bei der der Säugling den Übergang von der Muttermilch zur Familienernährung selbst steuert, indem er eigenständig mundgerechte Lebensmittelstückchen auswählt. Auf die Gabe von Brei wird i.Allg. verzichtet. Eine einheitliche Definition für „baby-led weaning“ gibt es nicht. Auch fehlen bislang ein durchkalkuliertes Konzept und der Nachweis der Sicherheit [69, 111]. Da die als Fingerfood infrage kommenden Lebensmittel meist eine geringe Energiedichte haben, wird vermutet, dass die Energie- und Nährstoffaufnahme über die verzehrten Mengen an fester Kost eher gering ist. Muttermilch (oder Säuglings[milch]nahrung) bleibt so bis weit ins 2. Lebenshalbjahr hinein die hauptsächliche Nährstoffquelle. Eine ausreichende Nährstoffversorgung ist nicht immer gegeben. Es gibt bisher keine Studien, die belegen, dass „baby-led weaning“ im Vergleich zur Breifütterung ein langfristig gesünderes Ernährungsverhalten fördern kann [111]. Daher wird vom Netzwerk Gesund ins Leben weiterhin eine Säuglingsernährung mit schrittweiser, altersgerechter Einführung von Breien empfohlen, wobei Säuglinge natürlich auch geeignete Lebensmittel mit der Hand zu sich nehmen können. Beachtet werden muss, dass harte Gemüsestücke (z. B. Wurzelgemüse) und Nüsse aspiriert werden können, was zum Ersticken führen kann. Sie sollten deshalb unbedingt gemieden werden.

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Das Heft gibt einen Überblick über die aktualisierten Handlungsempfehlungen für das erste Lebensjahr und ihre Grundlagen. Sie sind ergänzt durch Hinweise auf Veränderungen, die im Rahmen der Aktualisierung 2016 erfolgten.

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