Mit einer rein pflanzlichen (veganen) Ernährung ist eine ausreichende Nährstoffversorgung in der Schwangerschaft auch bei sorgfältiger Lebensmittelauswahl nicht möglich. Eine vegane Ernährung birgt ernsthafte gesundheitliche Risiken – insbesondere für die Entwicklung des kindlichen Nervensystems, erklärt das Netzwerk Gesund ins Leben, eine IN FORM-Initiative des Bundesernährungsministeriums [1]. Eine rein pflanzliche Ernährung ohne Fleisch, Fisch, Milch(-produkte) und Eier ist daher für Schwangere nicht geeignet. Schwangere, die sich trotz Hinweis auf Gesundheitsrisiken vegan ernähren wollen, brauchen eine qualifizierte, engmaschige Ernährungsberatung und ärztliche Beobachtung inklusive Blutwertkontrolle. Sie benötigen Supplemente, um den Nährstoffbedarf für sich und ihr ungeborenes Kind zu decken.
Vegane Ernährung führt zu Nährstoffdefiziten
Mit einer rein pflanzlichen Ernährung ist das Risiko einer Unterversorgung mit verschiedenen Nährstoffen auch bei optimal zusammengestellter Ernährung hoch. Vor allem die Zufuhr von ausreichend Energie, Eiweiß, langkettigen Omega-3-Fettsäuren, Eisen, Kalzium, Jod, Zink, Vitamin B2, Vitamin B12 und Vitamin D ist bei einer veganen Ernährung in der Schwangerschaft kritisch. Eine vegane Ernährungsform birgt daher hohe gesundheitliche Risiken für das Kind und die werdende Mutter. So steigt bei einer zu geringen Energie- und Eiweißzufuhr das Risiko für Kinder mit geringen Geburtsgewichten [6]. Eine nach mehrjähriger, veganer Ernährung aufgetretene Vitamin-B12-Unterversorgung kann während der Schwangerschaft zu schwerer und dauerhafter Schädigung des kindlichen Nervensystems führen [3, 4, 5].
Tierische Lebensmittel enthalten wichtige Nährstoffe
Über Nachgefragt
In der Rubrik Nachgefragt gehen wir Irrtümern auf den Grund und erklären altes Wissen neu.
Die tierischen Lebensmittelgruppen (Fleisch, Fisch, Milch- und Milchprodukte, Eier) versorgen den Körper mit wichtigen Nährstoffen, die nur in geringeren Konzentrationen oder gar nicht in pflanzlichen Lebensmitteln vorkommen. So enthalten Lebensmittel pflanzlicher Herkunft nur dann Spuren von Vitamin B12, wenn sie einer Bakteriengärung unterworfen worden sind, zum Beispiel Sauerkraut. Vitamin B12 wird unter anderem für die Zellteilung benötigt und führt deshalb bei Mangel zu Blutarmut. Kalzium ist ein weiterer Mineralstoff, der in Pflanzen seltener vorkommt und dort für den Körper schlechter verfügbar ist. Es wird für die Knochenhärtung und als Baustein von Zähnen benötigt. Besonders gute Kalziumlieferanten sind Milch- und Milchprodukte. Jod, Omega-3-Fettsäuren und Vitamin D sind reichhaltig in Fisch, Eisen, Zink und B-Vitamine in Fleisch, und letztere auch in Eier enthalten. Alle tierischen Lebensmittel sind zudem gute Eiweiß-Lieferanten.
Schwangere brauchen mehr Vitamine und Nährstoffe als Nichtschwangere
In der Schwangerschaft ist der Nährstoffbedarf teilweise erheblich erhöht. Bei den Nährstoffen Folat, Jod und Eisen wird eine deutlich erhöhte Zufuhrmenge schon vor bzw. ab Beginn der Schwangerschaft empfohlen [2]. Darüber hinaus besteht ein nennenswerter Mehrbedarf ab dem 4. Monat für Eiweiß (20% bis 35% mehr) und für die meisten Vitamine (z. B. Vitamin A, B6, C) und Mineralstoffe (z. B. Zink). Diese Nährstoffe erhält die Schwangere in der Regel problemlos über eine ausgewogene Ernährung, auch wenn der Bedarf erheblich ansteigt (z. B. Vitamin B6).
Eine Schwangere, die sich vegan ernährt, muss gezielt Nährstoffe ergänzen
Bei einer veganen Ernährung sind immer eine spezielle medizinische Beratung und die Einnahme von Mikronährstoffsupplementen notwendig. Veganerinnen, die ihre Ernährungsform in der Schwangerschaft beibehalten wollen, brauchen eine qualifizierte, engmaschige Ernährungsberatung und ärztliche Beobachtung inklusive Kontrolle der Blutwerte. Sie benötigen Supplemente (z. B. Vitamin B12, Kalzium, Folsäure, Jod, Eisen, Omega-3-Fettsäuren) und gegebenenfalls angereicherte Lebensmittel, um den eigenen Nährstoffbedarf und den des ungeborenen Kindes zu decken. Die Supplementierung sollte in Absprache mit dem Frauenarzt erfolgen.
Der Artikel basiert auf den bundesweiten Handlungsempfehlungen zur Ernährung in der Schwangerschaft: