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Jod ist wichtig für eine gesunde geistige und körperliche Entwicklung des wachsenden Kindes. Schon ein milder Jodmangel der Mutter wirkt sich negativ auf die Versorgung des gestillten Säuglings aus. Welche Empfehlung für die Jodzufuhr gilt für die stillende Mutter?

Frau lächelt und nimmt eine Tablette
stock.adobe.com/fizkes

Während der Stillzeit sollten zusätzlich zu einer Verwendung von Jodsalz täglich 100 Mikrogramm (µg) Jod als Tabletten eingenommen werden. Diese Empfehlung gibt das Netzwerk Gesund ins Leben in den nationalen Handlungsempfehlungen zur Ernährung und Bewegung von Säuglingen und stillenden Frauen [1]. Das Jodsupplement soll die Jodzufuhr über die Ernährung ergänzen. Dazu ein bis zwei Portionen Meeresfisch pro Woche essen, täglich Milch und Milchprodukte verzehren, konsequent Jodsalz verwenden und mit Jodsalz hergestellte Lebensmittel bevorzugen. Schon eine leichte Unterversorgung kann die Entwicklung des Kindes beeinträchtigen. Sowohl die Supplementierung mit Jod als auch ausreichend Jod in der Ernährung sind wichtig zur Vorbeugung eines Jodmangels.
 

Jod

... ist ein essenzieller Nährstoff und muss regelmäßig aufgenommen werden. Die Schilddrüse braucht das Spurenelement zum Aufbau von Schilddrüsen-Hormonen, die wiederum eine Vielzahl von körperlichen Funktionen regulieren. Eine Unterversorgung mit Jod beeinträchtigt die Entwicklung des Kindes.

Jodbedarf in Stillzeit erhöht

Die empfohlene Jodzufuhr einer stillenden Mutter liegt mit 260 µg pro Tag 30 Prozent über der Empfehlung vor der Schwangerschaft (200 µg/Tag) und etwa zwölf Prozent über der einer Schwangeren (230 µg/Tag) [2]. Die empfohlene Zufuhr ist erhöht, damit dem Kind über die Muttermilch ausreichend Jod zur Verfügung steht. In der Stillzeit braucht die Mutter damit Jod sowohl für sich als auch zur Versorgung des Säuglings über die Muttermilch. Da Jod eine entscheidende Rolle bei der geistigen und körperlichen Entwicklung des Säuglings spielt, ist eine ausreichende Versorgung wichtig. Bereits ein milder Jodmangel der Mutter führt zu einem niedrigeren Jodgehalt der Muttermilch und damit direkt auch zu einem Jodmangel des gestillten Säuglings. Eine Unterversorgung mit Jod beeinträchtigt die kognitive Entwicklung des Kindes [3].

Extra Jod nötig

Auch bei sorgfältiger Lebensmittelauswahl kann der erhöhte Jodbedarf in der Stillzeit allein durch Lebensmittel nicht sichergestellt werden. Deutschland zählt zu den Jodmangelgebieten, da Wasser und Böden hierzulande nur wenig Jod enthalten. Die Jodversorgung in Deutschland konnte seit den 1980er Jahren verbessert werden – durch die vermehrte Verwendung von Jodsalz sowie durch die zunehmende Anreicherung von Tierfutter mit Jod (was zu mehr Jod in Milch geführt hat). Etwa 30 Prozent der Erwachsenen und 44 Prozent der Kinder und Jugendlichen weisen eine Jodzufuhr unterhalb des geschätzten mittleren Bedarfs auf. Das heißt, dass für diese Personen ein erhöhtes Risiko für eine Unterversorgung besteht. Die Jodversorgung der Bevölkerung ist damit immer noch nicht optimal und es sind rückläufige Tendenzen zu beobachten [4].
 

Jod in der Ernährung

Meeresfisch ist eine gute, natürliche Jodquelle. Außerdem tragen Milch und Milchprodukte zur Versorgung mit Jod bei. Einen wichtigen Beitrag zur Versorgung leistet zudem Jodsalz (und die bewusste Auswahl von mit Jodsalz hergestellten Lebensmitteln). Jodiertes Speisesalz enthält nach gesetzlicher Vorgabe zwischen 15 und 25 µg Jod pro Gramm [4]. In Haushalten, in denen viele Speisen selber zubereitet werden, kann Jodsalz damit einen nennenswerten Beitrag zur Jodversorgung leisten. Dennoch gilt auch hier die Empfehlung, Salz sparsam aufzunehmen [5].

Bei bereits verarbeiteten Produkten ist die Verwendung von Jodsalz unterschiedlich weit verbreitet. Daten einer 2019 veröffentlichten Markterhebung der Universität Gießen deuten darauf hin, dass die Verwendung von jodiertem Speisesalz in verarbeiteten Lebensmitteln rückläufig ist. So ist im Fleischer- und insbesondere im Bäckerhandwerk die Verwendung in den letzten Jahren stark zurückgegangen. Jodsalz enthalten aktuell nur zehn Prozent der industriell hergestellten Brote und Backwaren. Bei industriell hergestelltem, gesalzenen Fleisch und Fleischerzeugnissen wird zu 47 Prozent Jodsalz verwendet [6]. Ob Lebensmittel mit Jodsalz hergestellt wurden, erkennen Verbraucher*innen bei verpackten Lebensmitteln in der Zutatenliste und können diese entsprechend bevorzugen. Bei nicht verpackten Produkten muss das Verkaufspersonal Auskunft geben können.

Genug Jod in der Stillzeit – so geht's

Maßnahmen für eine ausreichende Jodversorgung

100 μg Jod als Tabletten täglich
Jodsalz sparsam salzen und dabei konsequent Jodsalz verwenden, beim Einkauf mit Jodsalz hergestellte Produkte bevorzugen
Milch und Milchprodukte  3 x täglich
Meeresfisch 1- bis 2-mal pro Woche


Wenn Stillende auf Fisch und Milchprodukte verzichten, z. B. wegen einer Allergie oder einer veganen Ernährung, ist eine höhere Supplementierung mit Jod ärztlich abzuwägen, da sich das Risiko für eine Unterversorgung mit Jod zusätzlich erhöht.

Überdosierung mit Jod kann ausgeschlossen werden

Bei der vom Netzwerk Gesund ins Leben empfohlenen Supplementierung von 100 μg Jod pro Tag sind gesundheitliche Risiken für die Stillende nicht zu erwarten. Eine Gesamtaufnahme von bis zu 500 μg Jod pro Tag gilt als unbedenklich. Dennoch sollte die gleichzeitige Einnahme mehrerer jodhaltiger Präparate (hier auch an Kombi-Präparate denken) vermieden werden. Durch eine Jodanamnese [7] lässt sich feststellen, ob die Stillende ggf. bereits ausreichend Jod zuführt. Von der Verwendung getrockneter Algen- bzw. Tangpräparate wird generell abgeraten, da sie exzessiv hohe Jodmengen enthalten können [4].

Bei Verdacht auf Über- oder Unterfunktion der Schilddrüse und bei Schilddrüsenerkrankungen sollte sich die Stillende ärztlich beraten lassen [1]. Lediglich bei einer ausgeprägten Überfunktion der Schilddrüse ist die Einnahme von Jodtabletten kontraindiziert. Sorgen vor Jodunverträglichkeiten, die allergischen Reaktionen ähneln, sind unbegründet. Sie sind durch die Jodmengen der empfohlenen Supplemente nicht zu erwarten [7].

Trotz verbesserter Versorgung weiter Handlungsbedarf

Die Jodversorgung ist in Deutschland weiter nicht optimal und die Versorgung von Stillenden bleibt damit durch ihren erhöhten Bedarf kritisch. Gemäß der aktuellen Studie zur Erhebung von Daten zum Stillen und zur Säuglingsernährung in Deutschland (SuSe II) haben nur die Hälfte der befragten Frauen während der Schwangerschaft wie empfohlen Jod-Supplemente eingenommen [8]. Es ist zu vermuten, dass die Empfehlungen auch in der Stillzeit nicht erreicht werden. Eine gute Jodversorgung von Mutter und Kind ist jedoch maßgeblich abhängig davon, ob ergänzend zur Ernährung Jodtabletten eingenommen werden.

Der Artikel basiert auf den bundesweiten Handlungsempfehlungen zur Ernährung und Bewegung von Säuglingen und stillenden Frauen:

Nährstoffsupplemente in der Stillzeit

Fisch für die stillende Mutter

Hintergrund: Jodmangel in der Bevölkerung

Jodmangel ist ein aktuelles Problem mit ernst zu nehmenden Folgen für die Gesundheit. Darauf macht das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) mit einer Informationsoffensive „Wenn Salz, dann Jodsalz“ aufmerksam.

Hintergrund ist der rückläufige Trend bei der Versorgung der Bevölkerung mit Jod in Deutschland. Die natürlichen Jodgehalte heimischer Lebensmittel reichen nicht aus, um die Bevölkerung in Deutschland ausreichend mit Jod zu versorgen. Grund dafür sind jodarme Böden, die wiederum zu geringen Jodgehalten im darauf angebauten Getreide, Gemüse und Obst führen. Für eine ausreichende Jodversorgung sollte zusätzlich zum Verzehr jodhaltiger Lebensmittel darauf geachtet werden, dass jodiertes Speisesalz in der Küche, bei verarbeiteten Lebensmitteln wie Brot, Wurstwaren oder Käse und in der Gastronomie verwendet wird. Dabei sollte die Salzzufuhr insgesamt entsprechend den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) eine tägliche Menge von 6 Gramm nicht überschreiten.

Die Informationsoffensive findet in Zusammenarbeit mit dem Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) statt und wird unter anderem vom wissenschaftlichen Beirat des Arbeitskreises Jodmangel e. V. unterstützt.

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Literatur

[1] Koletzko B, Bauer CP, Cierpka M, Cremer M, Flothkötter M, Graf C, Heindl I, Hellmers C, Kersting M, Krawinkel M, Przyrembel H, Vetter K, Weißenborn A, Wöckel A. Ernährung und Bewegung von Säuglingen und stillenden Frauen. Aktualisierte Handlungsempfehlungen von „Gesund ins Leben – Netzwerk Junge Familie“, eine Initiative von IN FORM. Monatsschr Kinderheilkd 2016; 164(9):765–789

[2] Deutsche Gesellschaft für Ernährung, Österreichische Gesellschaft für Ernährung, Schweizerische Gesellschaft für Ernährungsforschung, Schweizerische Vereinigung für Ernährung (Hrsg.). Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr. Bonn 2019

[3] Remer T, Johner SA, Gartner R, Thamm M, Kriener E. Jodmangel im Säuglingsalter – ein Risiko für die kognitive Entwicklung. Dtsch Med Wochenschr 2010; 135(31/32):1551–1556

[4] Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Jodversorgung in Deutschland wieder rückläufig – Tipps für eine gute Jodversorgung. Aktualisierte Fragen und Antworten zur Jodversorgung und zur Jodmangelvorsorge des BfR vom 20. Februar 2020. www.bfr.bund.de/cm/343/jodversorgung-in-deutschland-wieder-ruecklaeufig-tipps-fuer-eine-gute-jodversorgung.pdf (abgerufen am 9.11.2020)

[5] Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE). Ausgewählte Fragen und Antworten zu Speisesalz. März 2020. www.dge.de/fileadmin/public/doc/ws/faq/Speisesalz_FAQs.pdf  (abgerufen am 9.11.2020)

[6] Bissinger K et al. Repräsentative Markterhebung zur Verwendung von Jodsalz in handwerklich und industriell gefertigten Lebensmitteln. Abschlussbericht zum Forschungsprojekt zur Bereitstellung wissenschaftlicher Entscheidungshilfe für das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), 2019. https://service.ble.de/ptdb/index2.php?detail_id=151927(abgerufen am 9.11.20)

[7] Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Jod, Folsäure und Schwangerschaft – Ratschläge für die ärztliche Praxis, 2014, www.bfr.bund.de/cm/350/jod-folat-folsaeure-und-schwangerschaft.pdf (abgerufen am 9.11.2020)

[8] Kersting M, Hockamp N, Burak C et al. Studie zur Erhebung von Daten zum Stillen und zur Säuglingsernährung in Deutschland – SuSe II. In: Deutsche Gesellschaft für Ernährung (Hrsg.) 14. DGE-Ernährungsbericht. Vorveröffentlichung Kapitel 3, V1–V 34, Bonn, 2020. www.dge.de/14-dge-eb/vvoe/kap3 (abgerufen am 24.11.2020)

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