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Vitamin D ist für die Regulation des Calcium- und Phosphatstoffwechsels verantwortlich und damit entscheidend an der Härtung der Knochen beteiligt. Die Vitamin D-Zufuhr über die Ernährung reicht aber in der Regel nicht aus, um die gewünschte Versorgung sicherzustellen. Welche Empfehlung gibt es für Säuglinge im Hinblick auf eine Supplementierung?

Kind mit Sonnenhut
dimson95 / Fotolia.com

Jeder Säugling sollte jeden Tag 400-500 Internationale Einheiten (I.E.; entspricht 10-12,5 µg) Vitamin D erhalten, so die Empfehlung des Netzwerks „Gesund ins Leben“ [1], eine IN FORM-Initiative des Bundesernährungsministeriums und der beteiligten Fachgesellschaften (Deutsche Gesellschaft für Ernährung [DGE], Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin [DGKJ], Forschungsinstitut für Kinderernährung [FKE]). Da Säuglinge aufgrund einer geringen Eigensynthese zur Risikogruppe einer Unterversorgung zählen, kann der von der DGE festgelegte Schätzwert von 10 µg Vitamin D für Säuglinge [2] nur durch eine Supplementation erreicht werden. Das gilt für alle Säuglinge - unabhängig von der individuellen Vitamin D-Synthese über die Haut und auch unabhängig davon, ob ein Kind gestillt wird oder industriell hergestellte Säuglingsnahrung erhält.

Vitamin D im Säuglingsalter für spätere Knochengesundheit 

Ein Vitamin D-Mangel führt zu Störungen im Calcium- und Phosphatstoffwechsel. Im Säuglings- und Kleinkindalter führt dies im Extremfall zu einer Rachitis. Dabei kommt es aufgrund einer Störung der Knochenmineralisation zu Verformungen des Skeletts und Auftreibungen im Bereich der Wachstumsfugen (rachitischer Rosenkranz, O-Beine, weiche Schädelknochen, Quadratschädel und mehr). Weitere Symptome sind eine verminderte Muskelkraft und -tonus sowie eine erhöhte Infektanfälligkeit [2; 6; 8]. Langfristig kann ein Vitamin D-Mangel zur Entstehung von Osteoporose im höheren Alter beitragen. Ein Mangel sollte daher bereits im Säuglingsalter vermieden werden.

Ernährung trägt wenig zur Vitamin D-Versorgung bei

Die Vitamin D-Bildung erfolgt beim Menschen - beim Säugling als auch beim Erwachsenen - auf zwei Wegen: Zum einen wird durch UVB-Licht Vitamin D in der Haut aus einer Vorstufe selbst synthetisiert, zum anderen wird Vitamin D über die Nahrung aufgenommen. Die Zufuhr über Nahrungsmittel ist aber in der Regel gering, denn lediglich fettreicher Seefisch wie Hering und Makrele liefern Vitamin D in nennenswerten Mengen [2]. Daher hat die Ernährung insgesamt nur einen relativ geringen Anteil (etwa 10 bis 20 Prozent) an der Vitamin D-Versorgung [3]. Bei regelmäßigem Aufenthalt im Freien trägt unter hierzulande üblichen Lebensbedingungen die körpereigene (endogene) Vitamin D-Bildung in der Haut den größten Anteil (80 bis 90 Prozent) zur Vitamin D-Versorgung bei.

Säuglinge sind Risikogruppe für Unterversorgung an Vitamin D

Personen, die zur Risikogruppe einer Vitamin D-Unterversorgung zählen, sollten auf jeden Fall Vitamin D supplementieren. Dazu gehören Personen, die sich kaum im Freien aufhalten oder nur mit vollständig bedecktem Körper nach draußen gehen und somit nicht ausreichend Sonnenbestrahlung für die körpereigene Vitamin D-Bildung erhalten. Auch Menschen mit einer dunklen Hautfarbe zählen dazu, da sie unter den Bedingungen hierzulande weniger Vitamin D bilden können als Menschen mit heller Haut, sowie Ältere, da die Vitamin D-Bildung im Alter deutlich abnimmt und sie sich seltener im Freien aufhalten. Auch Säuglinge (hell- und dunkelhäutige) stellen eine Risikogruppe für eine Unterversorgung dar. Sie dürfen generell nicht der direkten Sonne ausgesetzt werden, da der hauteigene Schutzmechanismus noch nicht ausgereift ist [2].

Alle Säuglinge brauchen Vitamin D-Supplemente

Durch die fehlende Sonnenexposition weisen Säuglinge eine unzureichende endogene Synthese von Vitamin D auf. Über die Nahrung erhalten Säuglinge Vitamin D in den ersten Lebensmonaten über die Muttermilch oder eine industriell hergestellte Säuglingsnahrung. Der Vitamin D-Gehalt von beiden Milchen ist aber sehr gering. So enthält Muttermilch durchschnittlich 0,073 µg Vitamin pro 100 Milliliter [5]. In Pre- und 1-Nahrung liegt der Vitamin D-Gehalt bei etwa 0,9-1,2 µg pro 100 Milliliter trinkfertiger Nahrung [4]. Damit bleibt nur die Möglichkeit einer ausreichend hohen Vitamin D-Zufuhr über eine orale Supplementation um damit die Vitamin D-Versorgung für den Aufbau des stark wachsenden Skelettsystems sicher zu stellen. Für alle Säuglinge in Deutschland wird daher zusätzlich zur Vitamin D-Zufuhr mit Muttermilch oder Säuglingsnahrung eine orale Supplementation empfohlen. Durch die Gabe von 400 bis 500 I.E. Vitamin D ab der 1. Lebenswoche bis zum Ende des 1. Lebensjahres bei gestillten und nicht gestillten Säuglingen wird der Schätzwert von 10 µg erreicht. Dies erfolgt unabhängig von der körpereigenen Vitamin D-Synthese und der Zufuhr durch Muttermilch oder Säuglingsmilchnahrung [2]. Frühgeborene mit einem Geburtsgewicht unter 1.500 g sollten in den ersten Lebensmonaten täglich 800-1000 I.E. Vitamin D erhalten [6].

Vitamin D-Schätzwert stellt Versorgung bei Säuglingen sicher

Die Versorgung mit Vitamin D wird anhand der Konzentration von 25-Hydroxyvitamin D [25(OH)D] im Blutserum ermittelt. Lange ging man davon aus, dass eine tägliche Vitamin D-Zufuhr von 2,5 bis 5 μg Säuglinge vor Rachitis schützt. Neue Untersuchungen zeigen jedoch, dass hierbei nicht sichergestellt ist, dass mit dieser Menge bei allen Säuglingen eine 25(OH)D-Serumkonzentration von 50 nmol/l erreicht wird, die heute für eine zuverlässige Rachitisprophylaxe als notwendig erachtet wird. Diese Serumkonzentration wird durch eine Vitamin D-Zufuhr von 10 μg pro Tag sichergestellt [2].

Geburtstermin entscheidet über Dauer der Supplementation

Die Dauer der Vitamin D-Supplementation hängt von der Jahreszeit ab, in der der Säugling geboren wurde. Säuglinge erhalten zur Rachitisprophylaxe 400 bis 500 I.E. Vitamin D pro Tag bis zum zweiten erlebten Sommer [6; 8], sodass im Winter geborene Kinder 1,5 Jahre täglich Vitamin D als Supplement nehmen. Alle anderen Säuglinge bekommen Vitamin D im gesamten ersten Lebensjahr. Ob bei Risikogruppen (z.B. Kleinkinder ohne ausreichend Sonnenlichtexposition) eine Vitamin-D-Supplementierung über das 1. Lebensjahr hinaus notwendig ist, muss im Einzelfall der Kinder- und Jugendarzt prüfen.

Vitamin D-Überversorgung kaum möglich

Vitamin D-Überdosierungen sind generell nur durch eine überhöhte orale Zufuhr und nicht durch lange Sonneneinstrahlung möglich. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat für Kinder bis 10 Jahre eine tolerierbare Gesamtzufuhrmenge von 50 µg Vitamin D pro Tag abgeleitet. Diese bezieht sich auf die Vitamin D-Zufuhr aus allen Lebensmitteln (einschließlich Vitamin D-Präparaten und angereicherten Lebensmitteln). Für Säuglinge besteht bei der empfohlenen Gabe von 10-12,5 µg (400-500 I.E.) Vitamin D damit keine Gefahr der Überdosierung [6] und ist sicher.

Vitamin D am besten in Tablettenform

Tabletten sind einfach zu handhaben. Im Gegensatz dazu ist Vitamin D in Tropfenform (z.B. als Öl) schlechter zu dosieren und daher weniger geeignet. So enthalten neuere Tropfen nicht wie bisher 400 I.E. Vitamin D, sondern 667 I.E., was eine Erhöhung um 50 Prozent bedeutet. Die Tropfen können zudem je nach Raumtemperatur in der Größe variieren und dann unter Umständen noch mehr Vitamin D enthalten. Zudem können Eltern ihrem Kind aus Versehen leicht zwei anstelle von einem Tropfen Vitamin D verabreichen [7]. Die Gabe von Vitamin D für Säuglinge wird daher in Form von Tabletten empfohlen.

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Literatur

[1] Koletzko B, Bauer C-P, Brönstup A et al.: Säuglingsernährung und Ernährung der stillenden Mutter. Aktualisierte Handlungsempfehlungen des Netzwerks Gesund ins Leben – Netzwerk Junge Familie, ein Projekt von IN FORM, Monatsschr Kinderheilkd 3/2013, Springer-Verlag 2013

[2] Deutsche Gesellschaft für Ernährung, Österreichische Gesellschaft für Ernährung, Schweizerische Gesellschaft für Ernährungsforschung, Schweizerische Vereinigung für Ernährung (Hrsg.): Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr. Vitamin D. Neuer Umschau Buchverlag, Neustadt a. d. Weinstraße, 1. Auflage, 4. Korrigierter Nachdruck (2012) www.dge.de/pdf/ws/Referenzwerte-2012-Vitamin-D.pdf

[3] Bundesinstitut für Risikobewertung, Ausgewählte Fragen und Antworten zu Vitamin D, Gemeinsame FAQ des BfR, der DGE und des MRI vom 22. Oktober 2012 www.bfr.bund.de/cm/343/ausgewaehlte-fragen-und-antworten-zu-vitamin-d.pdf

[4] Netzwerk Gesund ins Leben, Nachgefragt im Juni: Brauchen Säuglinge Folgenahrung? 11.6.2013, Tabelle 1; www.gesundinsleben.de/ueber-uns/meldungen-aus-dem-netzwerk/detailansicht-news/aktuell/nachgefragt-im-juni-brauchen-saeuglinge-folgenahrung/

[5] Souci SW, Fachmann W, Kraut H: Die Zusammensetzung der Lebensmittel Nährwert-Tabelle, 7., revidierte und ergänzte Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH 2008

[6] Böhles HJ, Fusch C, Genzel-Boroviczény O et al.: Vitamin D-Versorgung im Säuglings-, Kindes- und Jugendalter, Deutsche Gesellschaft für Kinder – und Jugendmedizin e.V. (Hrsg.), Juli 2011. www.dgkj.de/uploads/media/1107_Stellungnahme_Vitamin_D_01.pdf

[7] Ärzte Zeitung online, 4.1.2013, Vitamin D als Tropfen bergen Risiken www.springermedizin.de/vitamin-d-als-tropfen-bergen-risiken/3732072.html

[8] Wabitsch M, Koletzko B, Moß A: Vitamin-D-Versorgung im Säuglings-, Kindes- und Jugendalter. Kurzfassung der Stellungnahme der Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft Pädiatrische Endokrinologie (APE), Monatsschr Kinderheilkd 2011, Springer-Verlag 2011