HA-Nahrung von Vorteil, aber häufig nicht verwendet
Hat ein Elternteil oder eines der Geschwister eine Allergie, so ist der Säugling stärker gefährdet, eine Allergie zu entwickeln. Vorbeugemaßnahmen sind für diese Risikokinder besonders zu empfehlen. Muttermilch mindestens bis zu Beginn des 5. Lebensmonats ist die Nahrung der ersten Wahl, um Allergien vorzubeugen [3]. Wenn nicht gestillt wird, sollten Risikokinder eine HA-Nahrung erhalten [4]. Das Kürzel „HA“ steht für hypoallergen und kennzeichnet Säuglingsnahrungen, in denen die Milchproteine aufgespalten (hydrolisiert) und damit weniger allergen sind. Die Ergebnisse der GINI-Studie (German Infant Nutritional Intervention) zeigen, dass Risikokinder, die mit solch einer Hydrolsatnahrung gefüttert wurden, seltener ein Ekzem entwickelten als bei einer Ernährung mit einer Säuglingsnahrung auf Kuhmilchbasis. Diese präventive Wirkung war sogar bis ins Grundschulalter zu sehen [2, 5]. Die Fütterung von HA-Nahrung, wenn nicht oder nicht voll gestillt wird, ist damit sinnvoll und wird vom Netzwerk Gesund ins Leben, einer IN FORM-Initiative des Bundesernährungsministeriums, empfohlen. Doch längst nicht alle Eltern von Säuglingen mit erhöhtem Allergierisiko folgen der Empfehlung, eine HA-Nahrung zu geben. In einer Befragung der Charité Berlin erhielt nur ein Drittel der nicht oder teilgestillten Risikokinder eine HA-Nahrung [1].
HA-Pre oder HA-1 bis zum Beginn der Beikost geben
Über Nachgefragt
In der Rubrik Nachgefragt gehen wir Irrtümern auf den Grund und erklären altes Wissen neu.
Genauso wie bei „normaler“ Säuglingsmilchnahrung stehen auch bei HA-Nahrung Anfangsmilch, gekennzeichnet durch die Kürzel „PRE“ und „1“, sowie Folgenahrung („2“ etc.) im Handel zur Auswahl. HA-PRE und HA-1 können vom ersten Lebenstag an nach Bedarf gefüttert werden. Wird teilweise gestillt, so ergänzt die HA-Anfangsnahrung die Muttermilch. Mit Einführung der Beikost, frühestens mit Beginn des 5. Lebensmonats, spätestens mit Beginn des 7. Lebensmonats, kann auf „normale“ Säuglingsmilchnahrung umgestellt werden. HA-Folgenahrung ist überflüssig, denn mit der Beikost kommt das Kind nach und nach mit einer Vielzahl potentieller Allergene in Kontakt. Und dies ist zur Toleranzentwicklung sogar wünschenswert.
Keine Säuglingsmilchnahrung aus Soja
Die Empfehlung der S3-Leittlinie zur Allergieprävention ist hier eindeutig. Säuglingsmilchnahrungen aus Soja sind zum Zwecke der Allergievorbeugung nicht zu empfehlen [3]. Das gilt auch für Säuglingsnahrung aus Ziegen-, Stuten oder anderen Tiermilchen. Ihr Eiweiß ist genauso artfremd wie das der Kuhmilch und kann deshalb auch Allergien auslösen. Außerdem entsprechen die Inhaltsstoffe, vor allem bei selbst hergestellter Milch, nicht den Bedürfnissen des Babys.
Auch im Umfeld des Babys können Eltern einiges zur Allergieprävention tun. Einen hundertprozentigen Schutz vor Allergien gibt es jedoch nicht.
Auf Umweltfaktoren achten
Ob sich eine Allergie entwickelt, hängt nicht nur von der erblichen Vorbelastung und der Ernährung ab. Auch Umweltfaktoren spielen eine Rolle. Die wichtigste Vorbeugemaßnahme: Auf das Rauchen verzichten, vor allem wenn das Kind dabei ist. Aber auch Passivrauchen kann schaden und deshalb sollten Räume, in denen sich das Baby aufhält, rauchfrei bleiben. Für das Kinderzimmer lösungsmittelarme Farben und Lacke zu verwenden und auf trockene, schimmelfreie Wände in der Wohnung zu achten, kommt der Gesundheit aller Kinder zugute.
Muss die Katze weg?
Es gibt zwar Hinweise, so die S3-Leitlinie zur Allergieprävention, dass die Katzenhaltung mit einem höheren Allergierisiko verbunden ist [3], doch lebt eine Katze im Haushalt, dann sollte Rat beim Allergologen oder dem Kinder- und Jugendarzt eingeholt werden. Eine neue Katze bei sich aufzunehmen, wird nicht empfohlen.